Leben abseits der Realität

Internet,  vor allem auch Soziale Medien wie Facebook, Instagram und Twitter sind für viele Menschen aus dem eigenen Leben nicht mehr wegzudenken. Sie erweitern unseren Handlungsspielraum, sorgen für gefühlte Unmittelbarkeit in Kontakt, wir können wichtige Augenblicke oder witzige Ereignisse „teilen“, wir können unsere Sympathien mit einem „Like“ ausdrücken, und freuen uns, wenn unsere eigenen Beiträge auf möglichst viel Zuspruch stoßen.

 

Neben diesen Sonnenseiten und Vorzügen treten jedoch immer mehr auch die Schattenseiten der neuen Medien zutage. Es wird vermehrt Aufmerksamkeit und Energie dahin gelenkt, die eigene Selbstdarstellung zu perfektionieren um als „hip und zeitgemäß“ zu gelten. Auch gelten Profile anderer bekannter oder weniger bekannter Personen oft als Maßstab für das eigene Leben. Gerade auf Instagram blüht die Szenerie der Selbstdarstellung sehr. Für immer mehr – vorwiegend junge Menschen – wird diese Inszenierung immer öfter zur Falle. Firmen und Konzerne haben schon gelernt, die Vorzüge dieses Mediums wirtschaftlich für sich zu nutzen. Im Hintergrund scheinbar spontaner Bilder, die ein unbeschwertes und „lässiges“ Leben in Schönheit und Reichtum vorgaukeln, läuft eine Werbemaschinerie um geschickt platzierte Produkte oder Marken an den Mann oder die Frau zu bringen.

 

Junge Menschen wird auf diesem Weg eine Scheinrealität verkauft, die jedoch nicht als explizit als solche benannt wird. Verglichen mit dem tollen, schönen, unbeschwerten Leben dieser „Instagram-Schönlinge“ kann das eigene Leben im Vergleich doch nur an Glanz verlieren. Das eigene Selbstwertgefühlt sinkt, das Bedürfnis, sich diesem neunen Standard anzupassen, tritt auf. Dazu braucht es das passende Produkt (das geschickt platziert wurde) und schon ist das Selbstwertgefühl  wieder hergestellt.

 

Bei manchen Mädchen oder Burschen wird das Ringen um Selbstwerterhaltung durch Selbstinszenierung in sozialen Medien zu einem zentralen Lebensmittelpunkt. Gerade bei Jugendlichen ist das Gefühl von Identität noch sehr fragil und erst dabei, sich zu formen. Das Selbstwertgefühl wird von Äußerlichkeiten abhängig gemacht, die eigenen Interessen, Werte, die realen Kontakte abseits von virtuellen „Like“-Streicheleinheiten, gehen langsam verloren oder werden gar nicht aufgebaut. So wird die Substanz, aus der die Persönlichkeit sich formen sollte, langsam bröckelig. Die eigene Identität – das eigene Wollen, die eigenen Prioritäten und Ziele, die eigenen Werte, Weltanschauungen und Meinungen, der Zugang zur eigenen Leiblichkeit – bleibt diffus und unklar.

 

Eseena O’Neill, eine 19-jährige „Instagramerin“ aus Australien mit 500.000 „Followern“  gab in den letzten Wochen einen ehrlichen Einblick in die Welt der Selbstinszenierung. Sie zog sich aus dieser Welt überraschend zurück und löschte all ihre Fotos und Videos. Der Grund: ihr reales Leben sei ihr abhandengekommen! Lesen Sie hier den Artikel  zu diesem Thema in der Süddeutschen Zeitung.

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